Wie eine Reform der Schuldenbremse den Weg zur Klimaneutralität 2045 ebnet

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Mit der Einigung der Bundesregierung auf ein 500 Milliarden Euro umfassendes Sondervermögen sowie einer begleitenden Reform der Schuldenbremse wurde ein bedeutender Schritt zur Modernisierung von Infrastruktur und zur Beschleunigung der Klimawende unternommen. Durch die Reform wird es dem Bund ermöglicht, höhere Investitionen in den Klimaschutz zu tätigen.

Mit einem 500-Milliarden-Paket will die Bundesregierung Klimaziele vorantreiben und Infrastruktur modernisieren

Nachdem das ursprüngliche Angebot über 50 Milliarden von den Grünen abgelehnt wurde, setzten sie sich schließlich durch, sodass 100 der 500 Milliarden Euro des Sondervermögens dem Klima- und Transformationsfond (KTF) zugewiesen wurden. Dieser ist das zentrale Instrument für Klimaschutz und die Energiewende und dient der Finanzierung von Investitionen in Zukunftstechnologien, der Emissionsminderung und der Beschleunigung zur Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten. Auch im Sonderpaket enthalten sind 100 Milliarden, die den Ländern und Kommunen zugeteilt sind. Dies soll dazu dienen, den seit Jahren wachsenden Sanierungsstau der Kommunen zu schmälern.

Der Fokus zum Erreichen der Klimaneutralität liegt unter anderem im Ausbau des Fernwärmenetzes sowie der parallelen Dekarbonisierung in der Fernwärmeerzeugung. Nach Berechnungen muss hierfür die Anzahl der an das Fernwärmenetz angeschlossenen Gebäude bis 2045 verdreifacht werden und in eine vielfältige Energiestruktur der Fernwärmeerzeugung investiert werden, in der eine Mischung aus industrieller Abwärme, Wasserstoff-KWK, Abfallverbrennung, Solar- und Tiefengeothermie und vieles mehr zum Einsatz kommt. Allein bis 2030 ergibt sich hieraus ein jährlicher Förderbedarf von 3,5 Mrd. Euro, die zum Teil aus dem Sondervermögen finanziert werden könnten.

Die kommunale Wärmeplanung spielt eine strategische Rolle, um diese Pläne auf lokaler Ebene umzusetzen. Nur durch die Wärmebedarfsanalyse und eine Bestandsaufnahme der lokalen Energieinfrastruktur kann der notwendige Maßnahmenkatalog aufgebaut werden, um auf die Klimaneutralität bis 2045 hinzuarbeiten.

Grundgesetzliche Verankerung der Klimaneutralität stärkt Wärmewende und Energieinfrastruktur

Der KTF wird durch die Reform zusätzlich entlastet werden, da die Finanzierung der EEG-Umlage zukünftig im regulären Bundeshaushalt verankert wird. Dadurch werden ihm jährlich rund 20 Milliarden Euro weniger entnommen, wodurch langfristig ein größerer Spielraum für Investitionen in Transformationsprojekte geschaffen werden soll. Der Fond fördert die Wärmewende privater Haushalte, indem sie bei der Finanzierung von energetischen Sanierungen wie dem Fenstertausch, Fassadendämmung und beim Heizungstausch unterstützt werden.

Durch das Sondervermögen erhält der Fonds nicht nur eine erhebliche finanzielle Stärkung, sondern auch eine rechtliche Aufwertung. Das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045 wird erstmals im Grundgesetz verankert, wodurch die Wärmewende nicht nur ökologische, sondern auch verfassungsrechtliche Bedeutung erhält. Die Bereitstellung von 100 Milliarden Euro bietet die bislang größte finanzielle Basis für eine tiefgreifende Modernisierung der deutschen Energieinfrastruktur und insbesondere des Wärmebereichs, bei dem es massive Investitionsbedarfe gibt.  Die Länder profitieren von dem Paket sogar zweimal: neben dem Sondervermögen dürfen sie zukünftig zusammen Schulden in Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aufnehmen, was eine deutliche Lockerung der bisherigen Regelungen darstellt. Auch die finanziellen Situationen der Kommunen verbessern sich, da sie oft hundertprozentige Eigentümer der örtlichen Stadtwerke sind. Durch die neu erreichte Liquidität der Eigentümer wird den Stadtwerken die Aufnahme von Darlehen und Krediten erleichtert, was die Finanzierung langfristiger Investitionen sichern kann.

Herausforderungen der Wärmewende sind nicht nur finanziell

Während das Sondervermögen das Finanzierungsdefizit der Wärmewende verkleinert, kann Geld allein die Probleme der Wärmewende nicht lösen. Durch den anhaltenden Fachkräftemangel fehlt vielerorts qualifiziertes Personal für die Planung und Installation neuer Heizsysteme. Laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks fehlen aktuell über 200.000 Fachkräfte im Bau- und Gebäudetechnikbereich. Dies führt oft zu langen Wartezeiten, teuren Angeboten oder Projektabsagen.

Viele Kommunen sehen sich zudem mit rechtlichen Unsicherheiten konfrontiert, da die komplexen Genehmigungsverfahren aufgrund des Personalmangels in der Verwaltung schwer umsetzbar sind. Energieberatungen können bei rechtlichen Unklarheiten und bei der Navigation durch die komplexen Förderlandschaften unterstützen.

Bei vielen BürgerInnen stößt die Einführung neuer Heizsysteme noch immer auf Skepsis. Die Wärmewende wurde in der Vergangenheit stark politisiert, was zu Unsicherheiten bei einigen VerbraucherInnen geführt hat. Durch Bürgerdialoge und lokale Informationsveranstaltungen können die bestehenden Akzeptanzprobleme schrittweise abgebaut werden. Positive Beispiele für diese Herangehensweise sind die laufende Bürgerbeteiligung in Dänemark, die bereits in den 1990er Jahren die Bevölkerung in lokale Wärmeprojekte einbezog oder die 2022 gestartete Informationskampagne der dänischen Regierung, in der gezielt die Haushalte mit Gasheizung über Fernwärme und Wärmepumpen aufgeklärt wurden.

Zeitnahe Umsetzung und strukturelle Anpassungen als Schlüssel zum Erfolg der Wärmewende

Trotz der neu geschaffenen finanziellen Mittel bleibt die Umsetzung der Energiewende herausfordernd. Fachkräftemangel im Handwerk, jahrelange Planungen und bürokratische Hindernisse bremsen vielerorts die Wärmewende. Auch warnen einige ExpertInnen vor den Risiken einer steigenden Staatsverschuldung und fordern in diesem Zusammenhang konkrete Pläne für das zukünftige Wirtschaftswachstum, welches essenziell für die Bewältigung der Schulden in der Zukunft sein wird. Es ist entscheidend, dass die finanziellen Mittel zeitnah in konkrete Projekte fließen und auch die politischen und administrativen Bedingungen angepasst werden, um das Sondervermögen möglichst effizient zu nutzen.

Auch wenn das Sondervermögen keine sofortige Lösung der klimapolitischen Probleme verspricht, so könnte die finanzielle Unterstützung, die KTF-Stärkung und die Verankerung der Klimaneutralität im Grundgesetz der Wärmewende in Deutschland den benötigten Schwung geben, um die umweltpolitischen Ziele Deutschlands zu erreichen.