Großbatteriespeicher boomen europaweit

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Batteriegroßspeicher erleben einen bemerkenswerten Boom – und zwar in ganz Europa. Passend dazu veröffentlichte die EU ein Echtzeitdashboard zum Energiespeicherausbau (European Energy Storage Inventory). Ein Blick auf die dort veröffentlichten Zahlen lässt darauf schließen, dass sich die Speicherleistung für elektrische Energie von derzeit gut 66 GW in Kürze verdoppeln wird, was vor allem an einem immensen Zubau an Großbatteriespeichern liegen wird.

EU veröffentlicht Echtzeit-Dashboard zum Energiespeicher-Ausbau

Mit Blick auf die zunehmende Bedeutung der Stromspeicher hat die EU ein Echtzeit-Dashboard für Energiespeicher (exkl. Gas) veröffentlicht. Das Dashboard kann nach Land, Projektstatus und Technologie gefiltert werden. Es listet 32 Länder auf und wird von Deutschland, als größtem europäischem Energieverbraucher, mit 472 Speicherprojekten angeführt. Dahinter folgen das Vereinigten Königreich (455 Projekte), Spanien (147 Projekte) und Italien (112 Projekte). Was den Status der Projekte anbelangt, so sind sie unterteilt in die Kategorien operational, announced, under construction, permitted und inactive. Auch die Speicherarten können abgelesen werden und wurden nach Mechanical (bspw. Pumpspeicherkraftwerke), ElectroChemical (bspw. Batterie), Thermal (Wärmespeicher) und Chemical (bspw. PtG) unterteilt.

Der Trend geht von mechanischen hin zu elektrochemischen Speichern

Während mechanische Speicher die Gruppe der sich in Betrieb befindlichen Speicher europaweit deutlich anführen (ca. 55 GW), wir deutlich, dass neu angekündigte Speicher zu einem immer größeren Teil elektrochemisch sein werden. Fast der gesamte Zubau entfällt auf diese Technologie – auch in Deutschland. So soll eine Speicherleistung in der Größenordnung von 3,5 GW an Großbatterien in Kürze ans Netz gehen. Die Gesamtspeicherleistung in Deutschland (mechanische Speicher mit eingerechnet) beträgt aktuell gerade einmal 8 GW (davon 1,57 GW elektrochemisch). Die Vorteile dieser Art der Speichertechnologie liegen dabei klar auf der Hand:

  • Sie benötigen auch für hohe Leistungen kaum Platz und benötigen anders als beispielsweise Pumpspeicherkraftwerke kein natürliches Gefälle
  • Sie sind bezogen auf die Leistung im Vergleich zu anderen Speichertechniken mittlerweile günstig (300€/kW – 500€/kW)
  • Sie können überall aufgestellt und damit dort verbaut werden, wo sie benötigt werden

Netzanschlussanfragen für Großbatteriespeicher stapeln sich bei Netzbetreibern

Allein den vier großen Übertragungsnetzbetreibern liegen aktuell Netzanschlussanfragen mit einer Gesamtkapazität von 220 GW vor, was den Faktor 100 der derzeit angeschlossenen Speicher in diesem Segment noch übertreffen würde. Aber auch Verteilnetzbetreiber bekommen aktuell sehr viele Netzanschlussanfragen für Großbatterien. Allein bei Avacon seien zwischen 2022 und 2024 1.100 Anfragen mit einer Gesamtleistung von mehr als 75 GW eingegangen.

Da mit einer positiven Netzverträglichkeitsprüfung der Netzbetreiber auch eine Verpflichtung dazu abgibt, zu jeder Zeit die entsprechenden Leistungen aufnehmen oder einspeisen zu können, sind umfangreiche Prüfungen bei Netzanschlussfragen durchzuführen, um evtl. Schadensersatzansprüche der Batteriebetreiber auszuschließen. Diese sind vor allem zeitintensiv und die Anzahl der Anfragen führt schlussendlich dazu, dass Netzbetreiber nicht mehr hinterherkommen.

Fazit: Häufig fehlt es an Planungstiefe und Netzanschlüssen

Ein Sprecher des EWE-Netzes gab kürzlich bekannt, dass gerade einmal 10 % der Anfragen über mehr als 10 MW eine sogenannte Planungsreife nachweisen oder über eine Baugenehmigung verfügen. Beim Rest fehlten Genehmigungen, Unterlagen oder eine Finanzierung. So würden zahlreiche Anfragen zwar gestellt, aber später nicht umgesetzt werden, so das Urteil des EWE-Netz-Sprechers.

Ferner stellt sich die Frage, ob die antizipierten Geschäftsmodelle der Batteriebetreiber, die ohnehin schon durch den Ausbau der erneuerbaren Energien belasteten Netze entlasten oder noch weiter belasten. Derzeit gibt es kaum regulatorische Anreize, die die Batteriebetreiber dazu bringen könnte, zu Gunsten einer netzdienlichen Fahrweise auf Einnahmen aus Arbitragehandel oder Regelenergie zu verzichten. Eine ganzheitliche Nutzung der geplanten Speicher, die den lokalen Verteilnetzbetreibern dabei hilft Netzengpässe zu überwinden und Netzausbaukosten einzusparen, könnte dabei für beide Seiten – dem Netzbetreiber und dem Batteriespeicherbetreiber – immense Vorteile bieten und mehr Projekte an den Start gehen lassen.